Dienstag, 28. Mai 2013

Spreepark Plänterwald


Die Geschichte des Spreeparks stellt wohl eine der negativen Seiten der Wiedervereinigung dar. In der ehemaligen DDR mit bis zu zwei Millionen Zuschauern ein Publikumsmagnet und Wahrzeichen der Region rund um den Plänterwald, verlor der Park nach dem Ende der DDR von Jahr zu Jahr an Besuchern. Fehlinvestionen und Fehlplanungen führten zum abrupten Abriss des Besucherstroms. Der damalige Besitzer versuchte mit den selben Fahrgeschäften, nach der Insolvenz des Parks im  Jahr 2001, den Park in Peru wiederaufzubauen. Fadenscheinige Geschäfte und Drogenschmuggel, u.a. in einem der Fahrgeschäfte, führten letztendlich dazu, dass der damalige Besitzer seitdem in einem Gefängnis in Südamerika inhaftiert ist. Wenige der Fahrgeschäfte blieben bei der Schließung an Ort und Stelle. Lediglich Teile einer Wildwasserbahn, die Piratenbucht, das Tassenkarussel und einige weitere kleine Fahrgeschäfte, sowie das imposante Riesenrad erinnern, neben zahlreichen Requisiten, die teilweise in verwahrlosten Hütten lagern, noch an die damalige Zeit. Heute ist das Gelände geschlossen und seit einigen Jahren, um dem Vandalismus vorzubeugen, mit einem Wachschutz versehen. Insbesondere tagsüber kann das Gelände deshalb über geführte Touren betreten werden. Diese Gruppen sind relativ klein gehalten und es besteht die Möglichkeit zur freien Entfaltung. Der Flair eines "Lost Places" geht hier dennoch etwas verloren. Den größten Charme dieses ehemaligen Vergnügungsparks macht das imposante Riesenrad im Zentrum des Parks aus. An windigen und regnerischen Tagen ist das rostige Knarren des sich drehenden Rades durch den kompletten Park wahrzunehmen. 



 































Chemiefabrik Rüdersdorf

 



Etwas abgelegen von der Großstadt liegt die ehemalige Chemiefabrik Rüdersdorf am Rand des gleichnamigen Kalksteingebietes. Seit 1999 stillgelegt, befinden sich die ehemaligen Chemiehallen, in denen seit Anfang des 20. Jahrhunderts insbesondere Schwefelsäure und Zement produziert wurden, direkt gegenüber des Museumsparks. Geht man die Straße entlang, tauchen schnell die beiden imposanten Türme direkt neben der Haupthalle hinter dem Hang auf. Das Haupttor ist trotz jahrelangem Leerstands erstaunlicherweise in Takt. Sämtliche metallenen Streben sind erhalten und auch der Stacheldraht lädt hier nicht gerade zum Klettern ein. Der unten entlang fließende Fluss verhindert, insbesondere bei  den an diesem Tag herrschenden Temperaturen, ein einfaches Übertreten auf das Gelände. Die Neugier hat sich hier über andere Wege Zugang verschafft. Entlang des kleinen Waldgebietes links des Tores,immer dem Flusslauf folgend, gelangt man schnell zu einem ehemaligen Bahngleis, welches den Fluss überspannt. Fußspuren verraten, dass man hier trotz der Abgeschiedenheit eigentlich nie allein unterwegs ist. In der Mitte der Brücke angekommen, bietet sich hier durch die Verbindung von Wasser, Wald und Industrie die erste Möglichkeit für einen guten Schnappschuss. Über einen teils niedergetretenen Zaun betritt man das Gelände von der Westseite. An riesigen Betonklötzen und Drehöfen vorbeigehend, erkennt man schnell die imposanteste Halle des Geländes.










Betritt man diesen Koloss aus Stahl und Beton werden einem die Ausmaße zunächst garnicht bewusst. Über rostige Leitern und teilweise metergroße Löcher im Boden erreicht man über verschiedene Plattformen die oberste Etage eines Stahlgerüstes, von dem man einen sowohl atemberaubenden als auch leicht schaurigen Blick hinunter in die Halle werfen kann. Von hier aus wirken die riesigen Aufbewahrungsbehälter vom Eingang der Halle fast winzig. Erst von dieser erhöhten Plattform erkennt man die dicke Staubschicht, die alles unter sich begraben hat. Die gespenstige Stille der Halle von diesem Platz aus wirkt befremdend, wenn man bedenkt, dass hier mal hunderte Menschen ihrer Arbeit nachgegangen sind. Schneeflocken werden vom Wind durch die offenen Fenster geweht. Von der Rückseite des Gebäudes schaut man aus dieser erhobenen Position über das große Waldgebiet und die angrenzenden Felder.
























Die zahlreichen Nebengebäude beherbergen neben Büros auch weitere Industriehallen. Viele Wände sind dabei Fläche für Street-Art Künstler geworden, teilweise fusioniert mit dem Hintergrund der heruntergekommenen Tanks und Maschinen.








Mit Verlassen des Geländes und der aufziehenden Sonne hinter dem grau bedeckten Himmel bekommt das Szenario ein gänzlich anderes Gesicht. Die sich vorher dem Hintergrund angleichenden grauen Ruinen zeigen sich, wie zum Abschied, nun teilweise in einem rostigen Rot, als wollten sie sich zum Ende von ihrer besten Seite zeigen. Läuft man die Brücke zurück und riskiert einen letzten Blick zurück zum Areal, erkennt man, gefangen von den Eindrücken der letzten Stunden, dass die Ruinen der Natur und der Witterung wohl noch lange Stand halten werden.









Ehemalige Bärenquell-Brauerei

Wo früher Bier gebraut und in die Stadt verschickt wurde, findet man heute neben einigen der beeindruckensten Graffiitis, eine der größten Industrieruinen der Stadt. Seit der Schließung Anfang der 90er Jahre, verkommt das Gelände rund um die ehemalige Schultheiss Brauerei durch Vandalismus und Witterung. 
Steigt man an der Station Schöneweise aus,  fühlt man sich hier im Stadtteil Niederschöneweide fernab der geschäftigen Großstadt. Was zunächst vielleicht nach ruhiger Abwechslung vom Trubel im Zentrum Berlins klingt, schlägt schon bald in Ernüchterung um. Heruntergekommene Industriegebäude, schnöde Einkaufszentren und eine vierspurige Straße, die die wenig ansehnlichen Wohngebäude vom Dienstleistungssektor abgrenzt, spiegeln die Tristesse dieser Gegend wieder. Emporhebend aus diesem Einheitsgrau erscheint die Industrieruine der Brauerei, welche sich damals im Besitz der Schultheiß-Brauerei befand. Die Firma, die Menschen und das Produkt sind gegangen. Was geblieben ist, ist ein Koloss der eine bessere Zeit dieser Gegend wiederspiegelt.
Tritt man an diesem verschneiten Wintertag durch die ehemalige Einfahrt des Geländes, werden einem die Ausmaße dieser Anlage schnell bewusst. Das erste Gebäude findet man bereits nach wenigen Schritten durch den Schnee. Symbolisch hängt das verwaiste und zerstörte Schild mit dem Aufzug Bärenquell von der Decke, Fenster sind dem Vandalismus erlegen und Schutt aus mehreren Jahren türmt sich auf, egal wohin man sieht.


 


Im Innenhof angekommen, findet man zahlreiche Überbleibsel vergangener Zwischennutzungskonzepte, Autowracks von einer der zahlreichen Kunstaktionen, die hier seitdem stattgefunden haben, sich bis zu zehn Meter über Backsteinwände erstreckende Graffitis und Tape Arts, sowie Reste von hier öfter stattfindenden illegalen Techno-Partys.

Betritt man das wohl längste Gebäude dieses Geländes, mit seinen Ausmaßen von bis zu dreißig Metern, erreicht man eine mit Panormafenstern versehene Halle. Die Scherben der nahezu komplett zerstörten Scheiben bedecken den Boden, gemischt mit verwitterten Aufklebern der alten Bärenquell-Marke. Steuereinheiten nicht mehr vorhandener Technik und Maschinen gewähren einen Einblick in die Geschäftigkeit, welche in der Halle zu Zeiten des Betriebes geherrscht haben muss. Das Dach der Halle bietet, neben dem angrenzenden Turm des zweiten alles überragenden Komplexes dieses Areals, den besten Blick über die Ausmaße der Hallen und Gebäude.
Viele der Gebäude stehen unter Denkmalschutz. Der freie Zugang gewährt dem Vandalismus allerdings offene Tore, sodass viele der Gebäude kaum noch zu retten sind.









Ehemalige Irakische Botschaft Berlin


In den seltensten Fällen bleibt in Berlin ein Gebäude über 20 Jahre sich selbst überlassen, zu groß ist mittlerweile der Wohnungs-und Platzmangel in Berlin. Bei der ehemaligen Irakischen Botschaft der DDR verhält es sich anders. 1991 fast fluchtartig von sämtlichen Diplomaten verlassen, steht das Gebäude, welches laut Grundbuch dem Irak ein unbefristetes Nutzungsrecht gewährt, seitdem leer.
Der äußerliche Zustand gibt dabei ein trügerisches Bild ab. Durch das offene Tor und die Treppe, welche teilweise schon von der Natur wieder eingenommen wurde, gelangt man in den Empfangssaal der ehemaligen Botschaft. Spätestens hier erkennt man den desolaten Zustand des Gebäudes. Schimmel, morsche Stufen und zerstörtes Inventar spiegeln die zwanzig Jahre wieder, in denen das Gebäude sich selbst überlassen wurde.



Alte Schreibmaschinen und zahlreiche Dokumente hauchen dem Gebäude dabei zumindest etwas Leben ein, welches sonst durch nahezu alle zerstörten Scheiben und Türen hier langsam komplett verschwindet. Über drei Etagen und ein Kellergewölbe erstrecken sich die zahlreichen Büros. Viele der Möbel befinden sich dabei nicht mehr an ihrem ursprünglichen Ort, sondern wurden teilweise als Fotoobjekt, teilweise wahrscheinlich ausSpaß auf die Terrasse geräumt. Hier ergibt sich ein teils obskures und unwirkliches Bild und entzieht dem gesamten Gebäude teilweise die Magie vergangener Zeiten.











Nutzt man die Treppen vom Empfangsbereich aus, streift man an teilweise noch vorhandenen mit Mosaik verzierten Wänden vorbei. Spätestens hier erkennt man, dass Teile des Gebäudes bei einem Brand zerstört wurden. Die komplette Decke des Treppenbereichs ist von einer schwarzen Rußschicht bedeckt, Farbe blättert von den Wänden und das Treppengeländer ist so gut wie nicht mehr vorhanden.






Sonderlich spektauklär gestaltet sich das Gebäude insbesondere für schöne Fotos nicht, da die Zerstörung der Räume diesem den Flair entzieht und einem teilweise sogar der Zugang komplett verwehrt wird. So gestaltet sich das Betreten des Innenhofs noch als hoffnungsvollste Etappe des Rundgangs. Hier fügen sich Betonplatten, Möbel, welche hier eigentlich nicht hingehören und die Natur zu einem harmonischen Gesamtbild zusammen und bieten, insbesondere an so sonnigen Tagen wie diesem, lebendige Szenerien für zahlreiche Shootings.